Blog Entry No. 44 – Fridays For Future: Warum es nicht genug ist, sich nur um die liebsten Menschen zu sorgen

Liebe Lesenden,

heute geht es nicht um Bücher, Rezensionen oder Geschichten, sondern um die niederschmetternde Realität. Dennoch möchte ich mit einem sinngemäßen Zitat aus meinem aktuellen Hörbuch (Schöne Welt wo bist du von Sally Rooney) beginnen: Vielleicht ist es zu viel gewollt, die Welt zu retten und alles zu erreichen, glücklich wird man davon ja doch nicht. Vielleicht ist es der Sinn des Lebens zu lieben, sich um seine Lieben zu kümmern. Wenn die Welt untergeht, weil die Menschen nur an Sex und Freundschaft gedacht haben, wäre das doch zumindest ein schöner Grund.

Heute finden überall auf der Welt Klimastreiks statt. Ich befinde mich unter den Kieler Protestierenden, weil ich nicht der Meinung bin, dass es reicht sich um seine Nächsten zu sorgen. Besonders so kurz vor der Bundestagswahl (an dieser Stelle direkt noch einmal der Aufruf: Geht wählen wenn ihr könnt! Die Demokratie funktioniert nur, wenn man von seiner Stimme auch Gebrauch macht. Protest-Nicht-Wählen hilft niemandem, weil es dann auch keine Menschen im Bundestag gibt, die die eigene Meinung zumindest in einigen Aspekten repräsentieren können.). Wir leben in einer Zeit, in der sich die Art des menschlichen Fortbestands entscheidet. Die Menschen, die jetzt leben, jetzt Entscheidungen treffen, jetzt gewählt werden, haben es in der Hand einen drastischen, schon jetzt lebensbedrohlichen Klimawandel noch soweit wie möglich zu verhindern. Wenn wir tatenlos dabei zusehen, wie sich unser Planet erhitzt, wird es irgendwann keine Regionen mehr geben, von denen aus sich die Nachrichten von Naturkatastrophen angesehen werden können. Es ist noch nicht lang her, dass auch weitflächige Gebiete in Europa in Flammen standen und von Fluten zerstört wurden.

Wir müssen anfangen zu handeln, wenn wir eine sichere, lebenswerte Zukunft für uns und die Generationen nach uns wollen. Was bringt es, wenn die Welt wegen „eines schönen Grundes“ untergeht, wenn man trotzdem dabei zusehen muss, wie die Menschen, die man liebt, im Hochwasser ertrinken, in Bränden sterben oder ersticken, weil der Permafrostboden auftaut (dazu mehr, wenn es um Things to do before the end of the world geht). Diese Aussichten sind beängstigend. Aber noch können wir etwas dagegen tun. Das Leben weitestgehend bis vollständig plastikfrei und ohne tierische Produkte gestalten (das Ausmaß der für die Tierhaltung benötigten Sojaimporte, die wiederum landwirtschaftliche Fläche einheimischer Bauern in Lateinamerika, Afrika und anderen Regionen der Erde beanspruchen und für die enorme Flächen Regenwald abgeholzt werden, ist leider vielen Menschen nicht bewusst). Produkte reparieren und wieder verwenden (eventuell zweckentfremden) statt wegzuschmeißen und neu zu kaufen. Öffentliche Verkehrsmittel nutzen, Fahrgemeinschaften bilden, Fahrrad fahren und zu Fuß gehen, statt jede Strecke mit dem Auto zu fahren. Nicht zwingend notwendige Flugreisen unterlassen. Insektenhotels bauen und aufstellen. Blumenwiesen für Bienen anlegen. Bäume pflanzen und Müll einsammeln. Secondhand statt Fastfashion shoppen. Regional einkaufen. Es gibt so viele Möglichkeiten das eigene Leben mehr auf Klimaneutralität auszurichten und oft ist das nicht einmal mit großem Aufwand verbunden, spart Geld und hilft oft nicht nur dem Klima, sondern auch anderen Menschen. Die Aufgabe der Politik ist es, die Weichen für ein klimaneutrales Leben zu stellen, entsprechende Forschungsprojekte und Initiativen fördern, die öffentlichen Verkehrsmittel fördern und ausbauen, sodass die Entscheidung auch auf dem Land nicht mehr schwer fällt und Unternehmen mit entsprechenden Gesetzen und Fördermitteln zu motivieren, ihre Produkte möglichst klimaneutral herzustellen, Lieferketten transparenter zu gestalten und unverkaufte Produkte nicht mehr tonnenweise wegzuwerfen, nur weil sie nicht mehr in die aktuelle Kollektion passen oder Platz für neue Ware gebraucht wird. Vor allem nicht, solange sich Containern nur in einer Grauzone bewegt und nicht transparent legal ist. Es gibt so viel Handlungsbedarf, dass ganze Bücher darüber geschrieben werden (können), da reicht es nicht, sich einfach nur um Sex und Freundschaft zu kümmern und zu hoffen, dass sich der Rest von selbst regelt.

Ich will der Welt nicht beim Untergehen zuschauen. Deshalb gehe ich heute protestieren. Deshalb befindet sich der Brief mit meinem Stimmzettel zur Bundestagswahl bereits in der Post. Deshalb rufe ich euch alle dazu auf, nicht darauf zu vertrauen, dass sich irgendjemand darum kümmern wird, die Welt vor dem Untergang für die Menschheit zu bewahren. Deshalb rufe ich euch alle dazu auf, den euch größtmöglichen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten, euch zu informieren und euch auch dahingehend um eure liebsten Menschen zu sorgen, als dass ihr euch dafür einsetzt, dass die Erde auch in vielen Jahren noch ein lebenswerter Planet ist.

Klimawandel betrifft uns alle. Egal ob hetero, cis, weiß, queer, farbig, privilegiert oder diskriminiert (das bewirkt natürlich, traurigerweise einen enormen Unterschied im Ausmaß der Folgen, aber betroffen sind auch alle privilegierten Menschen), Klimawandel betrifft alle Menschen, Tiere, Pflanzen. Klimawandel betrifft und gefährdet das Leben und Leben ist immer schützenswert!

– Aly

Eine Antwort zu „Blog Entry No. 44 – Fridays For Future: Warum es nicht genug ist, sich nur um die liebsten Menschen zu sorgen”.

  1. […] an, jedoch stehe ich besonders einer Aussage sehr kritisch gegenüber. Wie ich es bereits in meinem Beitrag zu Fridays For Future angedeutet habe, meint Eileen an einer Stelle ihrer Mail, dass die Welt […]

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