Liebe Menschen,
mit dem ersten offenen Türchen des Adventskalenders ging unsere Teilnahme am NaNoWriMo 2022 zuende. Einen Monat lang jeden Tag schreiben und im Idealfall dabei auch das gesteckte Ziel einer bestimmen Anzahl an Wörtern zu erreichen, klingt vielversprechend, oder? Dieser Blogbeitrag ist unserem Fazit dieses Versuchs gewidmet, viel Spaß. (:
Part I: Alyrène und #NaNoWriMo2022 (ein kurzer Gedankenstrom)
Part II: Selma und #NaNoWriMo2022 (5 Take-Aways von wenig überraschend bis unerwartet)
Alyrène und #NaNoWriMo2022
Für mich, Alyrène, war der November ja von Anfang an eher ein NaWriMo als ein NaNoWriMo, da ich in weiser Voraussicht des Scheiterns mir gar nicht erst vorgenommen hatte, jeden Tag an meiner Romanidee zu schreiben. Denn diese existiert zwar schon seit längerem und hat in diesem November auch das ein oder andere Upgrade bekommen, aber da das Projekt als solches noch sehr stark in der Brainstorm-Phase steckt, war einfach noch gar keine Grundlage da, auf der ich hätte jeden Tag einfach schreiben können. Deshalb sind bei mir im wesentlichen kürzere unabhängige Texte entstanden. Grundsätzlich finde ich die Idee, sich einen Monat lang dem Schreiben stärker zu verschreiben als man es normalerweise neben all dem Leben und Alltag schafft, unglaublich gut. Besonders in meinen ersten beiden Wochen ist bei mir auch sehr viel entstanden und aktuell würde ich sofort „ja“ sagen, würde mir jemand eine Hütte in Norwegen anbieten, wo ich mich für eine Weile ungestört einfach nur meinen Texten widmen kann. Ihr lest schon richtig, dieser Aussage folgt ein ‚aber‘: Die Lage des NaNoWriMos im November tut meinen Texten nicht gut. Mir selbst zwar auf jeden Fall, weil das Schreiben dabei hilft, mit der November-Dunkelheit zurecht zukommen, aber genau dieser Zweck führt zu einem hohen selbst therapeutischen Anteil in den Texten, die dabei herauskommen, was zur Folge hat, dass ich sie wahrscheinlich nie veröffentlichen werde. Das ist nicht schlimm, aber schade irgendwie. Außerdem führt die November-Dunkelheit auch dazu, dass an einigen Tagen nicht mal mehr Kapazitäten für die Texte geblieben sind, weil ich das bisschen Energie und Motivation, das ich hatte, für mein Studium, meine Arbeit und meine Lieblingsmenschen brauchte. Gut im Leistungsgesellschaft-Stil sozialisiert wie ich bin, fallen also an solchen Tagen leider meine Hobbys – in dem Fall das Schreiben – und mein Sozialleben runter. Mit anderen Worten: Ich bin der Meinung, dass der Selbstverpflichtungscharakter des NaNoWriMos in einem Frühlingsmonat fruchtbarer wäre.
Hat sich für mich etwas durch diese Erfahrung geändert? Das nicht wirklich, aber ich wurde zumindest wieder erfolgreich daran erinnert, wie gern ich das Schreiben von Texten als Ausgleich in meinem Leben habe.
– spread kindness and stay safe, Alyrène
Selma und #NaNoWriMo2022
Take-Aways von wenig überraschend zu unerwartet geordnet
Kleine Ziele sind erreichbarer
Ihr habt es sicherlich kommen sehen: Ein wenig zu schreiben ist besser, als gar nicht zu schreiben. Das mag jetzt in etwa so hilfreich klingen, wie meine Mama, die mir sagt, ich soll mich warm anziehen – Nein, Mama, eigentlich hatte ich vor bei 10 cm Schnee im Bikini zur Post zu laufen – aber gerade in dieser Offensichtlichkeit liegt der Haken der Sache, nicht wahr?
Als selbst-diagnostizierte Perfektionistin fällt es mir sehr schwer, an Aufgaben dranzubleiben, wenn sich nicht sofort das gewünschte Ergebnis einstellt. Das Syndrom „Wenn ich etwas nicht sofort perfekt beherrsche, brauche ich gar nicht erst damit anzufangen“ ist bestimmt auch einigen von euch schmerzlich bekannt. Es bedeutet nicht, dass wir faul sind oder unseren Kram nicht auf die Reihe kriegen. Vielmehr ist es der Selbstzweifel, der sich sofort einstellt, wenn die Arbeit, die man investiert nicht zu einem Ergebnis führt, das den eigenen (viel zu hohen) Ansprüchen genügt. Bei den meisten Fertigkeiten – so auch dem Schreiben – gibt es aber eine Lernkurve. Man muss zunächst einen Haufen Müll produzieren, bevor man auf ältere Arbeiten zurückblicken kann und eine deutliche Verbesserung erkennt.
Deshalb sind kleine Ziele so hilfreich. Wenn ich mir vornehme jeden Tag zwei Stunden zu schreiben, setzte ich mich nur selbst unter Druck. Ich opfere ein ganzes Stück meiner Zeit auf und dieses Investment soll sich gefälligst lohnen. Im Gegenzug dazu ist es leichter einfach jeden Tag irgendetwas zu schreiben. Es ist ein realistischeres Ziel, dass mich trotzdem zum gewünschten Ergebnis führt – mein Schreiben zu verbessern.
Man hat mehr Zeit, als man glaubt
Auch dieser Take-Away dürfte wenig überraschend kommen, denn seien wir ehrlich, wenn wir einen selbstreflektierenden Blick auf uns werfen, wird klar: Wir verplempern ganz schön viel Zeit.
Versteht mich nicht falsch, ich bin eine große Verfechterin des Zeitverplemperns! Ich trödle beim Laufen, um mir die Umgebung genau anzugucken, ich gehe in Buchläden, um Neuausgaben zu durchstöbern ohne je eine zu kaufen, ich starre solide 8 Minuten einfach aus dem Fenster, ohne erkennbaren Grund (Der Grund ist: Der Schnee glitzert schön.). Alles Beispiele für gutes Zeitverplempern, das meinen Tag entschleunigt und dafür sorgt, dass ich mich nicht permanent wie eine Rennmaus im Hamsterrad fühle.
Allerdings verschwende auch ich öfters sinnlos Zeit. Zum Beispiel, wenn ich 20 Minuten Pinterest durchscrolle und noch einen Videoassay zur historischen Genauigkeit von Filmkostümen angucke, statt diesen Text zu schreiben (ja, genau, DIESEN Text) oder meine Wäsche zu waschen oder Menschen zu treffen oder irgendwas anderes zu tun, das mein Sichtfeld nicht auf die 5 Zoll meines Handybildschirms beschränkt. Bei einem Blick auf die Bildschirmzeit, wird schnell deutlich wie viel Raum man problemlos für schriftstellerische Aktivitäten öffnen kann und wenn es nur die 20 Minuten sind (siehe Take-Away 1).
Schuldgefühle sind überflüssig
Vielleicht eher eine Erinnerung an mich selbst (und euch), als eine Offenbarung. Mein Ziel für den NaNoWriMo 2022 war es, jeden Tag etwas zu schreiben und das habe ich nicht geschafft. (*beperlte Damen fallen vor Schreck in Ohnmacht, Aufschreie, Panik!*)
Es gab Tage, an denen ich mehr geschrieben habe, als in Monaten, aber es gab auch Tage, an denen kein einziges Wort zu Papier (oder auf meinen Copmuterbildschirm) kam. Im Prozess des NaNoWriMo fühlte ich mich dann schlecht, als hätte ich etwas falsch gemacht. Heute, mit ein wenig emotionalen Abstand weiß ich, dass das Quatsch ist. Natürlich ist es fantastisch, wenn man sich eine Challenge vornimmt und hinter jeden Tag ein Häkchen setzen kann und ich applaudiere allen, die ihr Ziel erreicht haben. Aber ich werde mich nicht schlecht fühlen, weil es bei mir anders ist.
Schreiben sollte Spaß machen und Deadlines oder Wordcounts sollten uns nicht davon abhalten es zu genießen. Betrachtet man das große Ganze habe ich immer noch mehr geschrieben als in jedem anderen Monat meines bisherigen Lebens. Ich finde, das sollte auch etwas wert sein.
Ich bin ein Planner, kein Pantser
Wer sich durch diverse Schreibblocks und Bookstagramaccounts gegraben hat, dem sind Planner und Pantser sicherlich ein Begriff. (Und bei wem an dieser Stelle Fragezeichen auftauchen, kann sich hier belesen.)
Da ich mich gern mal in Details verzettle, hielt ich es für eine vielversprechende Idee mit meinem vagen Outline einfach draufloszuschreiben und der Geschichte den Freiraum zu geben sich ihren Weg selbst zu bahnen. Ein Outline erfüllt in etwa denselben Zweck wie die Zeichnung eines Architekten beim Hausbau. Meine Zeichnung war im Stil von „Das ist das Haus vom Nikolaus“ und wie sich herausstellte eignete sich das weniger zum Aufbau einer Villa. Arbeiter rannten über die Baustelle, verzweifelt wurde Material gesucht, nicht-zusammenpassende Teile aneinandergeschweißt und die leitende Architektin (ich) steht mit ihrem Bauplan am Rand und fragt sich auf die Kinderzeichnung starrend was sie daraus entnehmen soll.
Eine Handlung im Prozess des Schreibens herauszuarbeiten mag sicherlich für einige die beste Methode sein, doch ich brauche eine detaillierte Skizze. Was sich leicht daran ablesen lässt, dass für Tage, an denen ich eine genaue Vorstellung der zu schreibenden Szene hatte, die Wordcounts immer wesentlich höher waren. Weiß ich was passiert, bin ich umso motivierter mich daran zu setzen.
Motivation und Inspiration sind relativ
Apropos Motivation. Der letzte Take-Away widerlegt eine meiner bisher festen Vorstellungen über das Schreiben.
Wie oft habe ich im Gespräch erwähnt oder selbst gedacht: „In letzter Zeit bringe ich einfach nichts zu Papier. Ich bin so unmotiviert und mir fehlt einfach die Inspiration!“ Aber dann musste ich feststellen, dass einige der Tage des NaNoWriMo an denen ich mich gewissermaßen an den Schreibtisch quälen musste mit die besten Sessions waren. Wie kann das sein?
Ich sehe oft Videos oder Artikel in denen mir erzählt wird, Disziplin bringe mich weiter als Motivation und das stimmt – zu einem gewissen Grad. Wenn ich mich nur noch durch Sachen durchquäle, um sie gemacht zu haben und mich selbst dabei ausbrenne, verfehlt das irgendwie das Ziel kreativer Arbeit, nicht? Disziplin kann uns und hat mir aber dabei geholfen eine Gewohnheit zu formen. Sich jeden Tag hinzusetzten, egal ob man vor Ideen überquillt oder der Kopf leer ist, bleibt ein Fortschritt im Vergleich dazu Pinterest durch zu scrollen und die Texte vergammeln zu lassen.
Und jetzt kommt die Sache mit der Inspiration: Auch wenn ich erstmal planlos drauflos geschrieben habe, sobald ich irgendwo angefangen hatte kam eine Idee. Ein Satz an den ich anknüpfen kann wird zu einem Absatz, der in eine Szene einleitet, die zu einem Kapitel beiträgt. Inspiration kommt beim Schreiben und schreiben motiviert mich weiter zu schreiben. Klingt paradox, funktioniert aber!
Vielleicht inspirieren meine Take-Aways euch ebenfalls eine Challange wie den NaNoWriMo zu versuchen und etwas neues über euch herauszufinden. Vielleicht habt ihr diesen Text aber auch gelesen und das einzige was hängen geblieben ist war „Der NaNoWriMo ist doch schon seit nem Monat vorbei – bisschen spät für ne Reflektion, oder?“, wozu ich nur sagen kann: Für Reflektionen ist es nie zu spät! (Und meine Prokrastination Texte zu veröffentlichen ist zwischen mir und meinem Gewissen … und Aly.)
Ich wünsche euch einen guten Start ins neue Jahr und ein fantastisches 2023 – ihr seid alle wunderbare Menschen!
Trinkt Tee und bleibt gesund,
alles Liebe,
eure Selma ❤
Kommentar verfassen