Hallo ihr,
die Abstände zwischen den Posts werden zunehmend länger und zumindest bei mir liegen einige angefangene, halbfertige Texte und Rezensionen herum. In manchen Phasen des Bloggens habe ich mich dafür entschuldigt, wenn ich nicht regelmäßig Rezensionen veröffentlicht habe. Aber so langsam lerne auch ich, dass es okay ist, nicht immer alles zu schaffen, dass es okay ist, wenn hier unregelmäßig und, verglichen mit anderen Blogs, selten neue Beiträge kommen und dass es okay ist, ab und an auch zu entspannen und einen freien Tag auch tatsächlich als solchen zu nutzen, statt in dieser Zeit liegen gebliebene Arbeit aufzuholen. Deshalb kommt im Folgenden ein Text, den ich vor etwas mehr als einem halben Jahr geschrieben habe und den ich mir gut auf einer Poetry Slam Bühne vorstellen kann. Zumindest für mich – und ich hoffe vielleicht auch für euch – ist er ein kleiner Moment des Wohlfühlens in dieser stressigen, chaotischen, manchmal beängstigenden Welt.
-Alles Liebe, Alyrène
Musik, die nach Zuhause schmeckt
Du verschmilzt mit deiner Gitarre. Während du mit jeder Faser deiner Existenz die Musik spürst. Du schreist den Text hinaus und singst ihn poetisch mit deiner rauen Stimme. Ich bin gefangen. Gefangen von dem Gefühl das die Musik, der Text und das Mosaik von Emotionen in deinem Blick in mir auslöst. Die Musik, die du spielst, zu der ich mehr schief als textsicher singe, schmeckt nach Zuhause. Sie riecht ein wenig nach Rauch und Knüppelkuchen und sie ist bunt, so bunt wie wir, so unbeständig, so unentschlossen, so naiv, jung und dumm, wie es auch unsere Eltern schon waren und manchmal noch sind, wenn sie sich an ihre wilden Jugendtage zurück erinnern. Die Musik fühlt sich nach dem Gefühl purer Freude an, nach dem Wissen, dass man genau diesen Moment genießen muss, weil er viel zu schnell vergangen ist. Es ist die Musik, die jeder kennt. Die immer an den gleichen Stellen falsch gesungen wird und deren Refrain das Einzige ist, das im Gedächtnis bleibt. Außerdem ist es immer Musik, die mit einer Gitarre begleitet werden kann.
Du spielst schon seit Stunden. Ich frage mich, ob du deine Fingerkuppen noch spürst, ob du morgen wirst reden können, ob du schon Halsschmerzen hast. Ich frage mich, ob du gerade genauso glücklich bist wie ich, oder ob du eigentlich gerade lieber wo anders wärst, ein anderes Zuhause spüren willst. Du spielst seit Stunden und hörst nicht auf. Du spielst seit Stunden Musik, die nach Zuhause schmeckt und nach Freundschaft riecht. Du spielst seit Stunden Musik, als würden wir uns Jahre und nicht Tage kennen. Du spielst seit Stunden Musik und lässt mich vergessen, wie kaputt die Welt da draußen manchmal sein kann.
Ich habe seit Stunden aufgehört alles zu zerdenken, Angst zu haben vor dem Heimweg und mir Sorgen zu machen um die Zukunft. Seit Stunden schwebe ich in dem Gefühl von Zufriedenheit, das man nur Zuhause spürt, eingelullt in die Wärme eines Traums. Seit Stunden schon sind meine einzigen Gedanken der Text, den ich genau jetzt in diesem Moment singe. Es sind die Lieder, die ich schon mit so vielen Menschen gesungen habe, mit denen ich schon so viele Erinnerungen verbinde, die unterschiedlicher nicht sein könnten, aber doch alle von einer Gemeinsamkeit verbunden sind: Dem Gefühl genau in diesem Moment angekommen zu sein, genau diesen Moment zu leben. Musik ist ein Gefühl. Genauso wie Zuhause auch eins ist. Ich kann Musik nicht nicht spüren, ich kann nicht nicht anfangen im Rhythmus zu tanzen, wenn auch nur kaum merklich. Ich kann diese Lieder nicht nicht mitsingen. Ich kann Musik nicht nicht lieben, genauso wenig wie ich das Gefühl von Zuhause niemals nicht spüren könnte, wenn es da ist. Zuhause, das Gefühl mit den richtigen Menschen im richtigen Moment das gleiche Glück zu fühlen. Manchmal schmeckt Musik nicht nur nach Zuhause, manchmal ist Musik Zuhause und Menschen Glück und Glück Zufriedenheit und Zufriedenheit Liebe. Manchmal treffen sich alle guten Dinge im Universum zur gleichen Zeit am gleichen Ort und lösen ein Gefühl aus, dass nur die Kunst, Musik und Literatur, also die Kunst beschreiben kann. Du bist dieses Gefühl, in diesem Moment. Danke, dass du mich daran erinnerst, warum sich das Leben um das Gefühl des lebens willen, lohnt. Danke, dass du mich für diesen Moment aus der Wirklichkeit holst. Danke, dass du Musik spielst, Musik, wie sie uns als Menschen verbindet, Musik, die uns daran erinnert, wie einfach Glück manchmal sein kann.
-dankeschön.
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