Helfen beim Synodalen Weg – Pt. 1 – Synodaler Was?

Liebe Lesenden,

in den letzten Monaten wurde mir immer mehr bewusst, dass ich eine wirklich interessante Zeit erwischt habe, um einen Freiwilligendienst bei einem katholischen Arbeitgeber zu absolvieren. Dadurch hatte ich nun schon zum zweiten mal die Möglichkeit bei einer Tagung des Synodalen Wegs live dabei zu sein. Ich bin selbst nicht katholisch oder überhaupt kirchlich sozialisiert, daher weiß ich, wie verwirrend die Institution katholische Kirche auf außen wirken kann. Durch die direkte Auseinandersetzung habe ich mittlerweile einiges dazu gelernt und wer wäre ich, mein Wissen und meinen Eindruck nicht mit euch zu teilen? 😉 Betonen möchte ich trotzdem noch einmal, dass ich nur aus der Perspektive eines Kirchen-Newbies berichten kann und dementsprechend auch nicht für die Richtigkeit der Zusammenhänge garantiere. Ich gebe mir die beste Mühe, alles so gründlich wie möglich zu recherchieren, aber falls euch inkorrekte Zusammenhänge auffallen, korrigiert mich gern, ich freue mich dazu zu lernen. Falls ihr auf dem Themengebiet genauso neu seid wie ich und gern noch mehr lernen wollt, werde ich euch am Ende natürlich auch meine zusätzlichen Quellen zeigen.

Die Flaggen des Synodalen Weges vor dem Congress Centrum Frankfurt Foto: © Synodaler Weg/Maximilian von Lachner

„Wir gehen den Synodalen Weg – aufgerüttelt durch den Aufschrei und die Klage (Exodus 3,7) der Opfer sexualisierter Gewalt in unserer Kirche. […] Wir stellen uns der Kritik der Betroffenen. Wir bekennen unsere Schuld und wollen Konsequenzen ziehen. Wir arbeiten die strukturellen Ursachen sexualisierter Gewalt und deren Vertuschung in unserer Kirche auf. Wir suchen nach einem Weg für die Kirche in unserer Zeit und nach Antworten auf die Herausforderungen in unserem Land. […] „Der Mensch ist der Weg der Kirche“ (Johannes Paul II., Redemptor hominis 14).“

Das sind Zitate aus dem Präambel Text des Präsidiums des Synodalen Wegs, wie er zur zweiten Synodalversammlung (30.9. bis 2.10. 2021 ebenfalls in Frankfurt a. M.) vorgelegt wurde. Nach dem letzten Wochenende werden vielleicht einige von euch in den Nachrichten von der Tagung des Synodalen Wegs als Reformprozess der katholischen Kirche gehört haben. Aber was genau ist das eigentlich?

„Synode“ (und dementsprechend „synodal“ als „die Synode betreffend“) kommt aus dem griechischen sýnodos (σύνοδος) und heißt so viel wie Zusammenkunft oder beratende Versammlung. Eine Synode ist im Wesentlichen eine beratende, beschließende und gesetzgebende Kirchenvertretung/-versammlung. Während die katholische Synode eine Versammlung von Bischöfen in einem Konzil unter Vorsitz des Papstes ist, besteht sie in der evangelischen Kirche aus gewählten Gemeindevertreter*innen (sowohl geistliche als auch Laien). Die aktuell weltweit stattfindende katholische Synode wurde am 9./10. Oktober 2021 in Rom eröffnet und ist als dreijähriger Prozess geplant, der schließlich in die eigentliche Bischofssynode im Oktober 2023 mündet.

Foto: © Synodaler Weg/Maximilian von Lachner

Das zur Weltsynode, allerdings ist der Synodale Weg keine Synode, denn diese ist ein kirchenrechtlich klar definiertes Format, die der Zustimmung des Heiligen Stuhls bedarf. Der Synodale Weg ist eigener Art und kann auch im Prozess noch gestaltet werden. Da die deutsche Bischofskonferenz 2019 beschlossen hat, sich gemeinsam mit dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) „auf den synodalen Weg zu begeben“, wird oft der Vorwurf einer Protestantisierung der katholischen Kirche erhoben (soweit ich das mitbekommen habe, werden die Prozesse in dieser Kritik jedoch vereinfacht und verfälscht dargestellt und es wird letztlich despektierlich von der evangelischen Kirche gesprochen, allerdings würde ich mir in dieser Debatte nicht anmaßen, genug Einblick zu haben, um gut argumentieren zu können, hier lohnt es sich Menschen, mit entsprechender Kompetenz in diesem Feld, zu fragen). Das ZdK ist ein Zusammenschluss von Vertreter*innen der Diözesanräte und der katholischen Verbände sowie von Institutionen des Laienapostolates und weiteren Persönlichkeiten aus Kirche und Gesellschaft, besteht also nicht nur aus Klerikern. Umgesetzt werden können die Beschlüsse jedoch nur von den Bischöfen in deren jeweiligem Zuständigkeitsbereich. Sie erlangen Rechtswirkung, wenn sie als Allgemeines Dekret der Deutschen Bischofskonferenz im Amtsblatt des Vorsitzenden oder als diözesane Gesetze durch den jeweiligen Bischof im Amtsblatt des betreffenden Bistums veröffentlicht werden. Sollten die Beschlüsse jedoch von weltkirchlicher Relevanz sein, liegt die Entscheidungsgewalt beim Papst.

In vier Foren wird zu den Themen diskutiert und an den Texten gearbeitet, welche dann der ungefähr halbjährlich tagenden Vollversammlung zur Debatte und Abstimmung vorgelegt werden. Forum 1 „Macht und Gewaltenteilung in der Kirche – Gemeinsame Teilnahme und Teilhabe am Sendungsauftrag“ fragt, wie in der Kirche mit Macht umgegangen wird, wie man sie abbauen und verteilen könnte. Zentral ist die Erörterung der Frage, wie Macht in der Kirche zu organisieren, zu begrenzen und zu kontrollieren ist.
Synodalforum 2 „Priesterliche Existenz heute“ diskutiert die priesterliche Existenz der Zukunft. Öffentlichkeitswirksam im Fokus steht vor allem die Frage des Zölibats.
Synodalforum 3 „Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche“ erörtert die Gemeinsamkeit von Frauen und Männern in der Kirche.
Das vierte Forum „Leben in gelingenden Beziehungen – Liebe leben in Sexualität und Partnerschaft“ beschäftigt sich mit der Sexualmoral der katholischen Kirche, die Getauften kaum noch Orientierung gibt und zukünftig die Erkenntnisse aus Theologie und Humanwissenschaft stärker berücksichtigen soll.

So viel vereinfacht zur Struktur und den Prozessen, aber was genau wurde eigentlich in Frankfurt a. M. beschlossen? Abgesehen von den Texten des Forums Macht und des Orientierungstextes des Präsidiums wurde über die Texter zunächst in Erster Lesung abgestimmt. Sie wurden zwar erst einmal angenommen, allerdings noch nicht abschließend beschlossen. Bis zur nächsten Synodalversammlung wird an diesen Texten also noch weiter gearbeitet. Trotzdem sind die Abstimmungsergebnisse ein deutliches Zeichen nach außen, in welche Richtung der Reformprozess gehen könnte und welche Vorhaben die Bischöfe vielleicht auch einzeln in ihren Bistümern umsetzen könnten. Wichtig zu bedenken ist aber trotzdem, das bei großen Reformvorhaben der Papst das letzte Wort hat und die Beschlüsse des Synodalen Wegs, dadurch dass er eben kein kirchenrechtlich klar definiertes Format ist, auch als solche keine rechtlich bindende Funktion haben können. Es kann nur debattiert und eine Handlungsempfehlung abgegeben werden, was tatsächlich umgesetzt wird, liegt in der Hand der hohen Kleriker.

Bischof Dr. Georg Bätzing (mitte) stellt sich den Demonstranten vor dem Congress Centrum Frankfurt und erhält vom Dr. Maria Flachsbarth (KDFB) eine Unterschriftenliste und einen offenen Brief katholischer Verbände und Reformgruppen. Foto: © Synodaler Weg/Maximilian von Lachner

Inhaltlich bei der letzten Tagung bedeutend (und für Kirchen-Newbies wie mich auch verständlich) sind hier vor allem die formulierten reformierenden Ziele zur Segnung aller Liebenden, priesterlichen Lebensform und Möglichkeit einer Ehe, das sakramentale Amt für Menschen jedes Geschlechtes, die Neubewertung der Ehe und Homosexualität (jeweils in eigenen Texten) sowie die Grundordnung des kirchlichen Dienstes (aka Verhinderung willkürlicher Kündigungen auf Grund des privaten Lebens des*r Mitarbeitenden, welches vielleicht nicht zu der bisher gültigen Sexualmoral der katholischen Kirche passt). Abgelehnt wurde keiner der Texte und auch die Änderungsanträge betreffend wurde überwiegend der Empfehlung der Antragskommission gefolgt. Aber auch hier noch einmal der Hinweis, dass die meisten Texte nur in erster Lesung angenommen wurden, also im Grunde nur zur Weiterarbeit zugelassen und noch nicht beschlossen wurden.

Das wären erst einmal die groben Fakten, sodass klar ist, wovon ich spreche, wenn ich davon berichte, beim Synodalen Weg als Helfende dabei gewesen zu sein. Falls es noch Unklarheiten gibt, scheut euch nicht zu fragen, wenn ich es nicht selbst beantworten kann, kenne ich wahrscheinlich Menschen, die es können und ansonsten kann ich die offizielle Website des synodalen Weges sehr empfehlen. Dort findet ihr nicht nur alle Texte und Beiträge, sondern auch einen FAQ Bereich.

Warum mir das ganze überhaupt so wichtig ist, dass ich für ein paar Wochen aufhöre über Bücher zu bloggen und dafür Themen anspreche, mit denen ich wahrscheinlich nicht unbedingt Follower dazu gewinne, erfahrt ihr am Mittwoch. Ich wünsche Euch einen guten Start in die Woche und bis bald.

– bleibt gesund, Aly

Eine Antwort zu „Helfen beim Synodalen Weg – Pt. 1 – Synodaler Was?”.

  1. […] und drei Blogbeiträge später noch zu sagen? Ich bin ausgelaugt, dankbar und gespannt. Wie in Pt. 1 gesagt, hängt es an den hohen Klerikern, welche Forderungen tatsächlich Realität werden und wie […]

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