Blog Entry No. 41 – Regrettez pas. Soutenez vous.

Es war einmal. Fangen so nicht alle guten Geschichten an? Es war einmal eine Party. Eine Party auf der ich viel zu lang mit unbedeutenden Menschen getanzt habe, bis ich sie zum ersten mal sah. Mein Blick schwiff durch die Menge, aus Neugier, aus Hoffnung. Unsere Blicke trafen sich. Einmal, zweimal. Ich sah immer wieder weg, weil ich nicht starren wollte, doch wir sahen uns immer wieder an. Sie war so wunderschön. Ihre blonden, offenen Haare, wild im Takt der Musik. Ihre dunklen Augen, im bunten, flackernden Licht so dunkel wie ihr bauchfreies Top. Sie war wunderschön, attraktiv und anziehend. Und mit jedem Lied kam sie ein Stück näher. Bald tanzten wir nebeneinander, sprangen im Takt zur Musik, bewegten unsere Körper zur Melodie. Da lehnte sie sich zu mir. Plötzlich standen wir so dicht voreinander, dass ich meine Hand nur ein Stück heben musste, um sie an ihre Taille zu legen. Und sie sagte dicht neben meinem Ohr: „Du bist süß.“ Es entstand das wohl peinlichste und zugleich beste Missverständnis, das nur hätte passieren können. Ich verstand „Findest du mich süß?“ Und antwortete prompt: „Ja, definitiv!“ Wir unterhielten uns, lachten, stellten uns vor. Meine Hand leicht an ihrer Taille, ihre an meiner Schulter. Unsere Lippen dicht neben dem Ohr des jeweils anderen. Es war perfekt. Perfekt bis wir zwei Informationen austauschten. Unser Alter und unsere Heimatstadt. Ich wünschte, es hätte mich weniger verunsichert, ich wünschte, ich hätte trotzdem einfach weiter nah bei ihr tanzen können, ohne sofort alles kaputt zu denken. Doch zu meiner Überraschung blieb sie. Wir tanzten, wir sangen lautstark die Lieder mit, wir unterhielten uns halb schreiend über die Musik und die Entfernung des Tanzens hinweg. Ich sähe aus wie eine Sängerin, deren Namen ich leider nicht kenne. Wir flirteten, machten uns Komplimente. Tanzten mal enger, mal distanzierter, mal lasziv, mal wild springend. Lebten im Moment. Bis mein bester Freund mich auf die Uhrzeit, auf das Ende des Abends, auf den Abschied hinwies. Ich wollte diese Nacht würde nicht enden. Doch auch in den hoffnungslos romantisch erzählten Geschichten bleibt die Zeit niemals wirklich stehen. „Wir müssen los, müssen leider Bus fahren.“ „Habt noch einen schönen Abend!“ Es bricht mir das Herz, ohne den Mut zu gehen, den es gebraucht hätte, sie nach einem Kuss oder ihrer Nummer zu fragen. Oder beidem. Es bricht mir das Herz, zu wissen, dass ich sie wahrscheinlich nie wieder sehen werde. Es bricht mir das Herz, mich zu fragen, was hätte sein können.

Doch mein Lieblingsfilm brachte mir einst bei: „Regrettez pas. Soutenez vous.“1

Und so bleibt dies eine Kurzgeschichte, eine Begegnung, konserviert als Erinnerung. Nicht mehr und nicht weniger.2

1Bedauern Sie nicht. Erinnern Sie sich.
2 Dieser Blogbeitrag stellt eine fiktive Geschichte auf Basis von realen Begebenheiten dar.

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