Blog Entry No. 40 – Der Sommer des Lebens? Sammelpost meiner Gedanken

Liebe Leute,

man hat in den letzten Wochen im Grunde nichts von mir gehört und das obwohl ich so viel angekündigt hatte. Schon der Podcast und meine Leseliste bieten eigentlich genug Stoff für Beiträge jeden zweiten Tag und ich habe auch immer noch das angefangene Tonmaterial für meine zweite Podcast-Folge „herumliegen“, das ich aber wahrscheinlich nicht mal nutzen werde, weil alles doch irgendwie anders kam. Ich habe auch immer noch total viel vor, seid euch dessen gewiss, jedoch schaffe ich es noch nicht so ganz mich an meine eigenen Pläne zu halten, aber wer kann das schon? Das Leben passiert ja nebenbei auch noch manchmal. Jedenfalls wird das hier ein Blogbeitrag, in dem ich mir einfach mal wieder alles von der Seele schreiben werde, was mich in den letzten Wochen beschäftigt hat und vielleicht konkretisieren sich ja im Schreibprozess schon einige Vorhaben, mal sehen was dabei heraus kommt. Viel Spaß beim Lesen meiner Gedanken und Erlebnisse des Sommers ’21. ^^

Meinen letzten Beitrag lud ich am 3. Juli hoch und das letzte Lebenszeichen auf Instagram gab ich am 14. Juli zur Non-binary awareness week von mir, das ist nun schon weit über einen Monat her und ich muss sagen, ich habe die ungeplante und unangekündigte (so offiziell bin ich ja auch noch nicht) Sommerpause mehr als genossen und gebraucht. Außerdem war sie für eine Pause ziemlich stressig, aber auf gute Art und Weise.

In Filmen, Büchern und Serien wird der Sommer nach dem Abschluss immer als das große Erlebnis, bzw. die großartigste Zeit dargestellt. Man hat Spaß mit Freunden, erlebt Abenteuer und verliebt sich, dann passiert etwas dramatisches und am Ende gehen trotzdem alle mit Happy End und einem Lächeln im Gesicht ins College (oder was auch immer). Dieses Bild von Sommer setzt natürlich Erwartungen und Maßstäbe (gesagt sei natürlich, dass es absolut ungesund ist, sich an diesen messen und vergleichen zu wollen) und ich muss ehrlich sagen, in der ersten Hälfte meines Sommers hatte ich das Gefühl, dass diese Zeit nicht besonders gut in meiner Erinnerung bleiben würde. Nach dem Abitur, für das sich jede Anstrengung, jede schlaflose Nacht, weil man doch zu spät mit dem Lernen angefangen hat und jeder Nervenzusammenbruch (vielen Dank an all die Menschen, die diese Zeit trotzdem zu einer schönen Erinnerung haben werden lassen) aus verschiedensten Gründen absolut gelohnt hat, hatte ich mich wirklich sehr auf eine Pause gefreut. Etwas mehr Zeit für Freunde, Bücher und gute Erinnerungen. Nur sah die Realität leider etwas anders aus; da ich in einem kleinen Dorf lebe (die Anbindung an das öffentliche Verkehrsnetz ist hier doch eher mäßig gut) und mein Freundeskreis verteilt im ganzen Land lebt, gab es wenige Möglichkeiten für spontane Treffen, Ausflüge und Erinnerungen. Stattdessen war mein Terminplan plötzlich vollgepackt mit immer aufgeschobenen Arzt-Terminen, Fahrschule, Auswahlverfahren, Wohnungssuche, Infoveranstaltungen und meinem Ferien-Job. Denn „jetzt hatte ich ja Zeit für sowas“, weil ich kein Abi mehr zu schreiben hatte. Zu dem Zeitpunkt, als meine Internetpräsenz also noch dünner wurde, als sie eh schon ist, dachte ich im wesentlichen, dass ich mich rückblickend wahrscheinlich nur an den Stress erinnern werde. Jetzt, fast zwei Monate später, denke ich zwar nicht mehr zuerst an den Stress, aber auch nicht wirklich an eine schöne Zeit. Denn zu den sich nur nach Arbeit anfühlenden Terminen kam noch hinzu, dass ich eine Trennung verarbeitete und mich mit einem guten Freund immer weiter zerstritt (im Nachhinein eine eher überdramatisierte und kindische Auseinandersetzung, aber nun nicht mehr zu ändern, auch schlechte Erfahrungen gehören zum Leben und gelernt habe ich daraus einiges). Aaaaber nach diesen ersten eineinhalb Monaten Nach-Abitur-Sommer, einer Party zum Feiern des Abschlusses, einigen angefangenen Büchern und einem genialen Tanz im Sommerregen, begann dann die noch viel bessere Zeit, die man wohl am ehesten als Urlaub bezeichnen kann: Drei Wochen nicht Zuhause, sondern in der Welt, im Zug und in guter Gesellschaft.

Zu der ersten Woche ist nicht besonders viel zu sagen. Eine Woche Abifahrt auf Usedom mit meinen besten Freunden, mit denen ich bereits die letzten vier Jahre zusammen auf einem Campus wohnen durfte. Unsere letzte Woche, die wir alle zusammen bei bestem Wetter und reichlich Spaß genießen durften, bevor wir uns alle wer weiß wie lang nicht wieder sehen. Diese Zeit war der Wahnsinn, sie war voller Erlebnisse und Geschichten, die wir mit etwas Glück vielleicht noch unseren Enkeln erzählen werden. Nach einem Wochenende Zwischenstopp für einen Schulanfang, bei dem mein Bruder und ich wahrscheinlich mehr über einander gelernt haben als je zuvor und mir zwangsläufig bewusst wurde, dass man sich seine Familie zwar nicht immer aussuchen kann (nicht immer, weil ich der Meinung bin, dass auch wirklich gute Freunde irgendwann zur Familie werden), diese Menschen aber trotz aller Schwierigkeiten, die manchmal eben dazu gehören, immer da sind, wenn man sie braucht. In der Woche danach habe ich zweifelsohne viel für’s Leben gelernt: Nach zwei Nächten in Kiel, einer Nacht auf einem Campingplatz süd-westlich von Hamburg, einer Nacht bei Stralsund und zwei weiteren auf Rügen mit Sicht auf Stralsund, um dann am Ende noch 40 Minuten in Greifswald und 45 Minuten in Berlin mit einer Freundin, die ich seit mehr als zwei ein halb Jahren nicht mehr gesehen hatte, zu verbringen. Ich habe viel gesehen, obwohl wir für fast alle Sehenswürdigkeiten nicht früh genug geplant hatten (Pandemiebedingungen und ein wahrscheinlich immer mehrere Tage im Voraus ausgebuchtes Ozeaneum) und ich kann nun sagen, dass das Reisen mit der Bahn und Campingausrüstung zwar anstrengend, aber absolut lohnenswert ist, besonders wenn man das Glück hat mit einem wirklich guten Freund zu reisen. Ich danke dir Hefti Boy.

Aber wirklich spannend und inspirierend war die dritte Woche meiner Sommerreisen, die verbrachte ich bei der Sommerakademie in Görlitz mit Menschen, die ich zuvor nie getroffen hatte, von denen ich aber unfassbar viel gelernt habe. Organisiert wurde die Woche von der katholisch-theologischen Fakultät der Universität Erfurt und dem Bistum Limburg (in Zusammenarbeit mit anderen Akademien und Stiftungen), wodurch der Fokus nicht nur auf der Thematik von Freiheit, Widerstand und Menschenwürde lag, sondern an vielen Punkten die Perspektive der Katholiken eingenommen wurde, welche ich bisher noch gar nicht kannte, da ich nicht religiös aufgewachsen bin und mich daher mit Religion im allgemeinen eher weniger beschäftigt habe. Weniges hat mich in den letzten Monaten so sehr inspiriert und zum Nachdenken gebracht wie die Gespräche mit den anderen Teilnehmern, die Geschichten der Zeitzeugen (besonders die Erzählungen von Aliaksei Paluyan, ein Künstler aus Belarus, seinen Dokumentarfilm „Courage“ kann man im Moment in einigen Kinos in Deutschland sehen und ich kann Euch nur so eindringlich wie mir nur irgendwie möglich sagen, bitte, bitte schaut ihn Euch an! Belarus ist nicht weit entfernt und die Lage ist mehr als erschreckend. Bitte informiert Euch, lasst betroffene Menschen zu Wort kommen und ignoriert die Thematik nicht einfach!) und aber auch die morgendlichen religiösen Impulse, gekrönt von der ersten Messe, die ich bisher besucht habe. Eine meiner Aussagen am letzten Abend bringt es ganz gut auf den Punkt: „Es gibt vieles im christlichen Glauben mit dem ich nicht übereinstimme, aber ich kann nicht mehr von mir selbst behaupten, nicht religiös zu sein.“ Denn die Parallelen zwischen meiner Weltansicht und dem Konzept und der Auslebung der Religion existieren. Besonders für eine Unterhaltung bin ich sehr dankbar: In dieser ging es unter anderem um das, was auch immer vor dem Urknall gewesen sein muss und die Tatsache, dass die Unendlichkeit so unvorstellbar ist, dass sie zu etwas Heiligem wird. Interessant hierbei finde ich auch die Aussage eines anderen Menschen, welcher meinte, die Unendlichkeit und die Ewigkeit seien nicht identisch. Meiner Meinung nach ist dieser Gedanke schlicht faszinierend. Die Thematik ist einen eigenen Blogbeitrag wert und mal schauen, ob ich diesen vielleicht tatsächlich irgendwann noch schreibe, aber bis dahin zur weiteren Inspiration und zum Nachdenken um die ungelöste Frage der Herkunft unserer Existenz hier ein paar Verse aus „Sockosophie“ von Käptn Peng & Die Tentakel von Delphi: „Noch mal zurück zum Universum und zum Leben: Genau genommen dürfte es das alles gar nicht geben (Warum?) Naja, woher soll es denn kommen? (Aus dem Nichts!) Hey, wir haben gesagt genau genommen! Und genau genommen kann aus Nichts nichts entstehen […] Variante Zwei ist für mich auch nicht zu verstehen. Sie lautet irgendwas hat schon immer existiert (Schon immer? Ich glaub ich hab’s noch immer nicht kapiert.) Es war nie nichts vorhanden, es ist immer was passiert“

Fakt ist aber, dass ich in dieser einen Woche großartige Menschen kennengelernt habe, sehr viel über mich selbst, die Welt und einige politische u. gesellschaftliche Zusammenhänge gelernt habe und geniale Erinnerungen geschaffen wurden. Ich hoffe die Floskel „man sieht sich immer (mindestens) zweimal im Leben“ ist wahr.

Nun, das, meine Arbeit im Pflegeheim, wo ich gestern leider meinen letzten Arbeitstag hatte, und die Tatsache, dass ich auch nur ein Mensch bin und dieser Blog nach wie vor nur ein Hobby ist, bedingt dass es auch Zeiten wie den letzten Monat gibt, in denen man rein gar nichts von mir hört. Ich kann Euch aber sagen, dass es nicht so bleibt. Am 7. September beispielsweise besuche ich eine Lesung von Lukas Rietzschel in Leipzig (Anmeldungen sind hier noch möglich) und meinen Podcast werde ich zwar wahrscheinlich noch mal etwas umstrukturieren, aber er ist definitiv in Arbeit. Auch die Rezensionen zu „Gänseblümchen“, „Ich rette die Wet, aber erst mal eine rauchen“ und „Maybe Not Tonight“ werden noch geschrieben und die Bücher, die ich im Moment lese, sind ebenfalls vielversprechend und spannend, allerdings könnt Ihr diesbezüglich auch einfach bei Goodreads vorbeischauen 😉

So, genug über mein Leben geredet, Ihr seid ja vermutlich sowieso eher für die Buchrezensionen hier. Bald gibt es wieder neue Empfehlungen und bis dahin, genießt den restlichen Sommer, ich werde es auf jeden Fall tun, denn mein FSJler-Leben in Dresden beginnt erst im Oktober, sodass ich mir noch den ganzen September mit anstrengenden und spaßigen Terminen vollpacken kann 😀

Viel Spaß, liebe Grüße und schaut euch „Courage“ an!
Aly

PS: Ein weiterer Punkt über den ich in letzter Zeit oft nachgedacht habe, ist die Verwendung meines Pseudonyms. Denn mittlerweile hätte ich deutlich weniger Hemmungen meine Texte und meine Meinung auch unter meinem tatsächlichen Namen zu veröffentlichen und vielleicht wäre das auch authentischer. Allerdings sind gerade meine weniger meinungsbasierten Texte ja doch auch eine Form von Kunst für die ein Künstlername durchaus gerechtfertigt ist. Der Name ist einfach auch ein riesiger Bestandteil solcher Projekte, weshalb ich nichts überstürzen will. Nun gut, ich werde wahrscheinlich noch einiges an Zeit in diese Überlegungen stecken. 🙂

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