Liebe Leser,
in meiner Rezension zu „Wir leuchten“ hatte ich es ja bereits angedeutet; ich habe einfach noch viel mehr zu diesem Buch zu sagen, schon einfach deshalb, weil es politisch, gesellschaftlich und menschlich wirklich interessant ist. Dementsprechend genial und passend finde ich es natürlich, dass Joe Rain nun eine Blog Tour vom 14. 2. bis zum 20. 2. 2021 zu ihrem Debutroman ins Leben gerufen hat, auf der es an jedem Tag um ein anderes Thema geht. Wenn ihr die Ausführungen der anderen Blogger lesen wollt, schaut euch gern die verlinkten Beiträge auf Instagram an.
Ich werde nicht zu jedem Thema etwas schreiben, weil ich nicht zu allem etwas Wichtiges zu sagen habe und außerdem zurzeit in den Vorprüfungen des Abiturs stecke.
Nachdem es gestern schon passend zum Valentinstag um Freundschaft und Liebe ging, steht heute Estelle und die Meinungsfreiheit im Mittelpunkt. Da ich mich in meiner Rezension bereits verstärkt mit dem Hauptcharakter auseinander gesetzt habe, werde ich versuchen, mich nicht allzu sehr zu wiederholen. Bitte beachtet, dass ich am Ende meines Beitrages (letzter Absatz) minimal spoilere, ich hoffe, ihr verzeiht mir das oder lest den Text einfach erst oder nochmal vollständig, wenn ihr „Wir leuchten“ gelesen habt.
Estelle beginnt als „die Meinungslose“, als Person, die keine Meinung hat, die sie mittels Meinungsfreiheit teilen könnte. Ich muss zugeben, das hat sie mir zu Beginn sehr unsympathisch gemacht, auch weil sie nicht den Anschein erweckte, mehr erfahren zu wollen, um sich irgendwann eine Meinung bilden zu können. Über das Buch hinweg ändert sich das jedoch und man merkt immer mehr, wie sich auch Estelle an den Diskussionen beteiligt. Oft vermittelt sie hierbei zwischen den beiden Extremen Daniels und Isys, was ich sowohl für die Geschichte und Charakterentwicklung im Roman, als auch für menschliches, angemessenes Miteinander sehr wichtig finde.
Ich persönlich erachte die Meinungsfreiheit als ein unglaublich wichtiges Menschenrecht und bin sehr dankbar, dass es in Deutschland in Artikel 5 des Grundgesetzes verankert ist. Wir Menschen leben in einer Gesellschaft, für die die Regierung, aber auch jeder einzelne Mitbürger die Verantwortung trägt. Jede Handlung und jede Äußerung hat irgendwo einen Effekt, ein Echo (Kennt ihr den Butterfly-Effekt? Finde den total interessant, vielleicht schreibe ich demnächst mal einen Beitrag dazu), wodurch jeder betroffen ist und jeder etwas ändern kann. Demnach sollte auch jeder das Recht haben, seine Meinung zu äußern, seinen Mitmenschen zu sagen, wie er die Situation wahrnimmt und Unrecht, welches vielleicht nur aus seiner Perspektive deutlich wird, anzusprechen und dagegen anzukämpfen. Probleme lassen sich nicht im Alleingang lösen, aber um Hilfe zu erhalten, müssen Andere auch davon erfahren und das funktioniert nur mithilfe der Meinungsfreiheit. Außerdem leben Diskussionen im Wesentlichen von unterschiedlichen Meinungen und damit ein möglichst zufriedenstellender Kompromiss gefunden werden kann, muss natürlich diskutiert werden. Die Meinungsfreiheit ermöglicht eine Diversität, die spannende Diskussionen und eine demokratische, freie Teilhabe bewirkt.
Scheut euch nicht, euch eine eigene Meinung zu bilden und diese dann auch mit der Welt oder vielleicht auch nur einem engen Freund zu teilen. Wenn ihr Sachverhalte nicht versteht, dann fragt jemanden oder recherchiert, aber bitte lasst euch die Welt und die anderen Menschen nicht egal sein. Wir sind alle auf einander angewiesen, alles hängt von allem ab und jeder Mensch (jedes Lebewesen) zählt. Es existieren noch so viele Probleme auf diesem Planeten (unter anderem eben auch, dass nicht jedes Land die Meinungsfreiheit ausreichend schützt) und um diese zu lösen, um eine lebenswerte Erde und eine lebenswerte Gesellschaft zu schaffen, ist Kommunikation, Kompromissfindung und Zusammenhalt notwendig.
Ich bin der Meinung, dass jede Meinung akzeptiert, aber nicht einfach hingenommen werden sollte. Es ist unvermeidlich, dass nicht immer ein Kompromiss gefunden werden kann (das wird auch in „Wir leuchten“ hin und wieder sehr gut deutlich), aber es sollte immer versucht werden, miteinander ins Gespräch zu kommen und mit Argumenten den Gegenüber zu überzeugen und vielleicht auch in der Diskussion mal eine andere Perspektive einzunehmen, um die entgegenstehenden Argumente zu verstehen. Im besten Fall lernen alle Beteiligten daraus. Eine Meinung ist schützenswertes Gedankengut und ich bin froh, dass auch Estelle sich ihre eigene Meinung bildete und somit eine metaphorische Stimme fand.
Ich wünsche euch einen angenehmen Montag,
Aly
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