Unsere Zukunft. Sie existiert nur in unserer Vorstellung und doch wissen wir eigentlich nicht was wir wollen, was wir uns vorstellen sollen. Alles ist möglich und trotzdem trifft nur eine Version tatsächlich ein. Die Vorstellung der Zukunft ist so variabel und festgeschrieben wie die Unendlichkeit. Die Menschheit lebt sie vollkommen unterschiedlich aus und einige spielen nur mit ihr.
Utopien. Dystopien. Bücher. Filme. Essays. MindMaps. Fonds. Universitäten. Berufe. Berufungen. Haus. Familie. Baum. Emotionen. Rationalität. Erwartungen. Enscheidungen. Ängste.
Was sollen wir tun, wenn wir unser Abitur bestanden haben? Wo sollen wir hin, wenn wir nicht mehr hier leben dürfen? Was passiert, wenn 12 Jahre Schule vorbei sind? 12 Jahre in denen wir immer wussten wo wir hingehören, was als nächstes passiert. Jahrgangsstufe, Klasse, Haus, Mentor, noch ein Jahr Schule. Plötzlich sind wir auf uns selbst gestellt, müssen eigene Entscheidungen treffen und die Konsequenzen um so mehr aktzeptieren, müssen erwachsen werden, erwachsen sein. Die Generationen vor uns haben es auch geschafft, sagt man uns, aber wie soll irgendjemand all diese lebensverändernden Entscheidungen treffen, ohne verrückt zu werden?
Hilfe. Hilfe anzunehmen kann schwer und in manchen Fragen unmöglich sein. Doch immerhin ein Stück kann sie uns weiter bringen, wenn man fragt.
Es ist kein Geheimnis mehr, psyschiche Krankheiten, Stress, Überforderung, Depression, Angst, in unserer Gesellschaft weiß man, dass sie existieren, man lässt sich eher helfen, schweigt es nicht mehr tot, wie noch vor einiger Zeit. Doch nur weil man sich mittlerweile helfen lässt, heißt das nicht, dass es besser wird. Im Gegenteil, die Häufigkeit von psyschichen Erkrankungen steigt, vor allem bei Jugendlichen.
Sehen wir einen Zusammenhang? Versuchen wir unseren Stress, unsere Überforderung mit Yoga, Meditationen oder ernsten Gesprächen zu mindern? Vielleicht. Aber vielleicht sind wir auch einfach nur Jugendliche, die zu Stolz oder mit zu viel Scham erfüllt sind um über ihre Probleme, über ihre Fragen an die Welt zu reden. Womöglich macht uns das schwächer als die Generationen vor uns, weil wir vor einer scheinbar unlösbaren Aufgabe stehen, was wir mit unserer näher rückenden Volljährigkeit anfangen sollen, während unsere Großeltern schon in weit jüngerem Alter ihren Beruf, ihr Leben gefunden hatten. Womöglich macht es uns auch einfach anders, denn wir haben den Luxus der unendlichen Möglichkeiten. Alles hat einen Haken. Wer würde unter dem Druck, in einer Unendlichkeit das zu finden womit am Ende alle zufrieden sind, nicht auch verrückt werden? Erwartungen erfüllen zu müssen ist wahrscheinlich das einzige, was allen Generationen gemein ist. Die eigenen, die der Familie, die der Freunde, die der Gesellschaft. Doch am wichtigsten und am schwierigsten wird es immer bleiben, den Weg zu finden, mit dem man selbst am Ende maximal glücklich ist. Doch dafür ist wohl die beste Möglichkeit, die Zukunft und die Angst für einen Moment zu verlassen, einfach das Glück der Gegenwart zu schätzen und die Entscheidungen zu treffen, die gerade möglich sind, in kleinen Schritten vorwärts zu gehen. Kleine Schritte sind auch am Ende noch möglich.
Und sie tauchte tiefer und tiefer, ohne zu bemerken, dass der Sauerstoff in ihrer Lunge immer weniger wurde. Sie tauchte tiefer und tiefer, dem Gefühl der vollkommenen Betäubung entgegen.
Sie tauchte tiefer und tiefer, umschlungen von den Wassermassen, die sie endlich wie sie selbst fühlen ließen.
Nicht jeder schafft es unbesorgt, fröhlich und optimistisch die Gegenwart zu leben, ohne zu viel an die Zukunft zu denken. Es gibt Menschen, Jugendliche, die sich manchmal wünschen, für einige Zeit gar nichts mehr zu denken und zu fühlen, um dieser überrollenden Überforderung zu entgehen. Doch wäre das wirklich besser?
In den Dystopien 1984 und Equilibrium wird das Fühlen als die Ursache allen Übels gesehen und dementsprechend versucht zu vernichten.(Im Folgenden werden die Proles aus 1984 vernachlässigt. ) Die Welt wird grau, langweilig und jegliche zwecklose Ästhetik wird vernichtet. Dafür ist das gesamte Leben durchgeplant, das “Idealbild“ des menschlichen Lebens ist jedem bekannt und jeder wird dazu beeinflusst genau diesen Lebensweg zu realisieren. Bei Widerstand folgen starke Foltern bis man alles glaubt oder der Tod. In diesen fiktiven Zukunftsversionen werden die Extrema sehr deutlich: Nichts fühlen und dadurch keine Sorgen um unerfüllbare Erwartungen, keine Angst, Hass oder Krieg, die gesamte Gesellschaft agiert als Einheit in einer Diktatur oder Gefühle, positive wie negative, Selbstständikeit, Verantwortung, Möglichkeiten und Überforderung. Nun fragt man sich, was ist besser, eine Welt in der gute und schlechte Gefühle ein unglaubliches Chaos bilden können oder eine Welt ohne Emotionen. In einer Welt wie in Equilibrium sollen durch die extreme Rationalität ein weiterer Krieg und tausende Tote verhindert werden und wenn es den Widerstand nicht geben würde, würde dies vielleicht auch funktionieren, aber können nicht auch fühlend Kriege, Hungersnöte, Armut und der Klimawandel verhindert werden? Es kommt lediglich darauf an, welche Möglichkeiten die Menschheit nutzt. Wenn wir alle aus den guten, uneigennützigen Emotionen heraus handeln würden und die schlechten Gefühle nur ertragen und damit niemanden schaden würden, könnten wir vielleicht eine Utopie, eine durch und durch gute Welt erschaffen. Jedoch müssten wir dafür einen Teil der menschlichen Natur grundlegend ändern, denn jede menschliche Handlung basiert auf einem Egoismus, der sich nicht abschalten lässt. Könnten wir diesen grundlegenden Egoismus vernichten, würden wir ähnlich tiefgreifend in das menschliche Wesen eingreifen wie die Herrscher in Equilibrium eingriffen, es würde sich nur durch das zu verändernde Objekt unterscheiden, Methode und Zweck blieben gleich.
So scheint es nun, als müssten wir unser Schicksal akzeptieren: wir werden nie perfekte, aber auch niemals absolut aus tiefster Seele schlechte Menschen sein. Doch genau das macht unsere Zukunft so interessant, wir können nicht nur in einem Schema der Extrema betrachtet werden, denn wir sind viel mehr. Wir sind eine Mischung aus gut und böse, Angst und Liebe, Freundschaft und Hass, Tatendrang und Faulheit, Zusammenbruch und Stärke. Uns liegt eine Welt voller Möglichkeiten zu Füßen, ob im großen Stil wie den Klimawandel zu stoppen, alternativ einen Krieg zu entfachen oder im kleinen Sinne wie dem Obdachlosen ein Mittagessen und einen Schlafplatz zu schenken oder auch ein Haus anzuzünden. Wir können sie zu gleichen Teilen verbessern und verschlechtern, die Entscheidung und damit auch immer die Verantwortung liegt bei uns. Damit kann die Zukunft zu einer extremen Last oder zu unserer ganz persönlichen, relativen Freiheit werden.
Verlustängste
can you hear me?
every nerve is screaming
but no sound
will ever leave my mouth
every nerve is numb
I need to feel
anything
pain
can you help me feel?
Pain?
Please don’t stop me from hurting myself, if you won’t stay anyway.
Wir können verlieren und gewinnen, in der Zukunft. Aber was passiert wenn unsere Psyche scheinbar ohne uns entscheidet und wir, durch unsere Vergangenheit beeinflusst, plötzlich nur noch daran denken können alles Gute in unserem Leben zu verlieren? Was passiert wenn in unserem Kopf einfach kein Platz mehr für ein anderes Gefühl ist, außer dieser Angst alles zu verlieren, dieses Wissen, dass nichts so bleiben kann wie es ist? Doch es gibt immer einen Hoffnungsschimmer, wir können uns diesen bewusst machen, indem wir uns versuchen daran zu erinnern, dass in der Zukunft alles möglich ist, sie hält die unglaublichsten Überraschungen für uns bereit. Es ist wie in der Metapher des schwarzen Schwans: Bis die Dänen zum ersten mal einen schwarzen Schwan in West Australien entdeckten, dachten die Europäer es würden nur weiße Schwäne existieren. Seit dem gilt dieser besondere Schwan als Symbol für überraschende, bedeutungsschwere Ereignisse, die die Weltsicht grundlegend positiv oder negativ verändern können. So können wir uns also genauso sicher sein, dass das Leben nie nur schlecht bleibt, wie wir uns auch sicher sind dass nichts ewig gut bleibt. Wenn wir etwas Gutes verlieren und es uns zu Boden schmettert, wird irgendwann trotzdem wieder eine Zeit kommen, in der wir glücklich sein können.
We can be certain that something exists, but we can’t be certain that something does not exist.
So ist also zum Abschluss dieser ganzen Emotionen, Visionen, Träume, Erwartungen und Ängsten zu sagen, dass wir nicht wissen können wie unsere Zukunft aussieht, wir kennen nur die Vergangenheit und die Gegenwart, doch damit lässt sich arbeiten. Es lohnt sich immer zu hoffen und vor allem für die eigene Vorstellung der Zukunft zu kämpfen und sei es erst mal nur eine Idee wie die nächste Woche laufen könnte, denn es lassen sich immer noch unendlich viele weitere Fragmente hinzufügen, damit es irgendwann vielleicht ein Bild ergibt.
~ Alyrene
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